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Armut existiert ebenso in der Schweiz, wie es sie mit allen Facetten weltweit
gibt.

Während all den Jahrhunderten der Schweizer Geschichte waren die Kantone, die Gemeinden
und der Bund mit der Realität der Armut bis zu ihrer schlimmsten Form, dem Elend,
konfrontiert. Denn die Armut wird in unterschiedlichen Graden erlebt. Wenn die Sicherheiten
ausbleiben, die den Menschen und Familien erlauben, ihren beruflichen, familiären und
sozialen Verpflichtungen nachzukommen, können die Auswirkungen mehr oder weniger
gravierend sein. Dauert die Situation an und betrifft sie mehrere Lebensbereiche, können die
Chancen, in einer absehbaren Zeit aus eigener Kraft seine Rechte wieder zu erlangen und seine
Verantwortung wahrzunehmen, stark sinken.

Deshalb gibt es in unseren Dörfern und Städten Familien, die seit Generationen in
grösster Armut leben. Sozialhilfe und private Unterstützung sind meist die
materiellen Antworten darauf. Gegenüber den schwierigsten Situationen werden aber oft
Massnahmen getroffen, die entgegengesetzt zu den Erwartungen der Betroffenen sind – jenen
Menschen, die es nicht mehr schaffen, ihre Hoffnungen auszudrücken und ihren Mut und
ihre Anstrengungen, zurück zu einem würdigen Leben zu finden, geltend zu machen.
Deshalb ist in den sehr armen Familien die Angst vor der Plazierung der Kinder
allgegenwärtig; zu oft hatten dies Eltern oder nahestehende Menschen erlebt, war dies
schon Erfahrung früherer Generationen.

“Der Arme ist, bevor er als Armer gilt, erst einmal ein Mensch”, sagte Père
Joseph häufig. Die Herausforderung, die die Armen an unsere Gesellschaft stellen, ist,
welchen Platz wir ihnen in der Öffentlichkeit, im Vereinsleben, in der Schule, aber auch
in der Kirche geben. Sie ist um noch vieles grösser, wenn man sich auf all die erlittenen
Unsicherheiten der am meisten Betroffenen bezieht. Ihr Körper, ihr Gesicht spricht von
dieser Armut, die man auch in ihren Gesten erkennen kann oder an ihren unverständlichen
Reaktionen, die manchmal bewirken, dass man sie verachtet, ausschliesst oder ganz aufgibt. Vor
allem um sie müssen wir uns bemühen und wieder eine menschliche Beziehung zu ihnen
knüpfen. Sie warten darauf, dass sie als nützliche Mitglieder unserer Gesellschaft
angesehen werden, dass man sie einlädt, an einer geschwisterlichen Welt mitzuwirken.
Wer denn als die Ärmsten unter den Armen kann besser sagen, was ein Kampf gegen die
Armut und für die Menschenrechte sein muss? Hier geht es um ein echtes
Gesellschaftsprojekt, um mehr als die utopische Wiedereingliederung der Armen in
eine Gesellschaft, die sich nicht in Frage gestellt hat. Oder, wie es eine Mitstreiterin
der Vierten Welt sagt:

Wir müssen uns kennenlernen und zusammenarbeiten,
um das Leben aller Menschen besser zu machen.


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