Bewegung ATD Vierte Welt Schweiz
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Pressemitteilung 23.
Mai 2003
Unser
Land braucht einen nationalen Plan
zur
Bekämpfung von Armut und sozialem Ausschluss
Am 23. Mai 2003 organisiert der Bund in Bern die erste nationale
Armutskonferenz. Die Bewegung ATD Vierte Welt* begrüsst ihre Durchführung. Sie
hat bei den Vorbereitungen mitgewirkt und wird sich für eine Weiterführung
des damit begonnenen Prozesses einsetzen. Sie will mit der Erfahrung, den Anliegen und
Erwartungen der Personen und Familien, die in der Schweiz in Armut leben und
den folgenden vier Vorschlägen dazu beitragen:
① Der Bundesrat verpflichtet sich, im ganzen
Land die Anstrengungen zu fördern, welche zur Überwindung der Armut führen und
den sozialen Ausschluss verhindern (vorgesehen in den
Weltsozialgipfeln von Kopenhagen, 1995 und Genf, 2000). Zur Einleitung dieser
neuen Strategie beschliesst er die Erarbeitung eines nationalen Plans zur
Überwindung von Armut und sozialem Ausschluss. Die vom Europäischen Rat im
Dezember 2000 in Nizza verabschiedeten Ziele bei der Bekämpfung der Armut
und der sozialen Ausgrenzung können
als Grundlage dienen.
② Viele
Familien in grosser Armut haben die Platzierung ihrer Kinder erlebt, erleben
sie noch oder fürchten sich davor. Die Konvention der Rechte des Kindes
garantiert das Recht in der Familie aufzuwachsen. Um in deren Umsetzung
weiter zu kommen, rufen wir den Bundesrat auf, eine nationale Studie
über die Platzierung von Kindern zu lancieren. Unter Mitwirkung von
betroffenen Eltern und Jugendlichen soll Folgendes untersucht werden:
Ø Wie viele Kinder werden in der Schweiz platziert?
Ø Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den prekären Lebensbedingungen der Familie und der
Platzierung der Kinder?
Ø
Was ist aus den Personen, die als Kinder
platziert waren, im Erwachsenenalter geworden?
③ Partnerschaft
mit den Ärmsten ist ein zentrales Element für die Überwindung von Armut. Wir
rufen dazu auf, Projekte wie die folgenden zu fördern und zu unterstützen:
Ø Dialog zwischen Eltern, die in grosser Armut leben,
Lehrkräften und anderen Partnern der
Schule
Ø
Beteiligung von armutsbetroffenen Personen
an der Weiterbildung der Sozialarbeitenden (gemäss den Richtlinien des Europarats zur Verbesserung des Zugangs
zum sozialen Schutz, Februar 2001)
④ Um diese
Vorsätze zu verwirklichen, braucht es ein nationales Komitee zur Überwindung
der Armut und des sozialen Ausschlusses unter der Federführung des Bundes.
Es setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern von Menschen, die
Armut und sozialen Ausschluss erleben, der Behörden, der Parlamentarier, der
Arbeitgeber, der Arbeitnehmer, der Wissenschaft, der Kirchen und weiterer
Organisationen sowie Berufsleuten aus Bildung und Sozialarbeit. Seine Aufgabe
ist es, die Formulierung eines nationalen Plans gegen Armut und sozialen
Ausschluss auszuarbeiten und dessen Ausführung zu überwachen.
Pressekontakt: Erica Forney Telefon 026 413 11 66
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Treyvaux vierte-welt@bluewin.ch
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Die Bewegung ATD Vierte Welt verbindet armutsbetroffene Familien und Menschen
aller Gesellschaftsschichten im Bemühen, Armut und sozialen Ausschluss zu
überwinden und Wissen zu teilen. Sie ist politisch und konfessionell neutral
und seit 1965 in der Schweiz tätig. Seit 1984 wurde sie als Gesprächspartnerin
des Bundes in Fragen der Armut konsultiert.